Heike Koehler

Rede zu Pflege am 10.10.2025

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
pflegende Angehörige leisten in unserem Land Großes.
Sie tun das aus Liebe, aus Verantwortung aus
Menschlichkeit –
und oft über ihre eigenen Grenzen hinaus.
Sie pflegen ihre Eltern, ihre Partner, ihre Kinder.
Tag für Tag.
Oft ohne Pause.
Oft ohne Hilfe.
Ich weiß, wovon ich spreche.
Ich habe selbst erlebt, was es bedeutet,
wenn ein geliebter Mensch auf Unterstützung
angewiesen ist.
Wenn plötzlich alles andere zurücktritt.
Wenn die Verantwortung wächst –
und die Kraft manchmal fehlt.
Diese Erfahrung verändert den Blick auf das Leben.
Sie lehrt Demut.
Aber auch Entschlossenheit.

Darum ist mir dieses Thema ein persönliches
Anliegen.
Es geht nicht um Zahlen, Paragrafen oder Anträge.
Es geht um Menschen.
Um diejenigen, die für andere da sind –
weil sie sie lieben.
In Niedersachsen werden die meisten
Pflegebedürftigen zu Hause versorgt – von ihren
Angehörigen.
Das ist Ausdruck von Würde,
von Selbstbestimmung,
von Menschlichkeit.
Aber es ist auch eine enorme Belastung.

Körperlich.
Emotional.
Organisatorisch.
Viele pflegende Angehörige arbeiten nebenher,
kümmern sich um ihre Familien –
und stoßen irgendwann an ihre Grenzen.

Besonders Frauen tragen dabei den größten Teil dieser
Last.
Das ist Realität, keine Statistik.
Gerade jetzt – in der Woche der pflegenden
Angehörigen – müssen wir eines klar sagen:

Diese Menschen brauchen Unterstützung.
Nicht bloß warme Worte.
Meine Damen und Herren,
heute reden wir über einen Antrag der AfD,
der vorgibt, genau das zu tun.
Aber dieser Antrag ist keine Hilfe –
er ist eine Nebelkerze.

Ein sogenanntes „Landespflegegeld prüfen“ klingt gut.
Ist aber in Wahrheit ein leeres Versprechen.

Die AfD versucht, mit einem Scheinantrag Mitgefühl zu
simulieren.
Aber sie bleibt jede Antwort schuldig:
Wie sollen die Menschen im Alltag wirklich spürbar
entlastet werden?

Ein jährlicher Betrag löst keine strukturellen Probleme.
Er schafft keine zusätzlichen Pflegeplätze.
Er verschafft keine wirkliche Pause.
Er ist Symbolpolitik – nicht mehr und nicht weniger.

Wir als CDU-Fraktion wollen mehr.
Wir wollen Lösungen, die wirken.

Pflege braucht Strukturen, die Familien entlasten.

Wir brauchen Nachbarschaften, Vereine, Pflegekräfte,
Ärztinnen und Ärzte, die zusammenarbeiten.

Wir brauchen Menschen vor Ort, die beraten,
koordinieren und frühzeitig unterstützen.
Wir brauchen digitale Angebote,
die Wege verkürzen, Zeit sparen und
Informationen leicht zugänglich machen.
Pflegende Angehörige dürfen nicht gezwungen sein,
ihren Job aufzugeben, um zu pflegen.
Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und

betriebliche Ansprechpartnerinnen können helfen,
die Belastung zu verringern.
Das stärkt die Familien – und
sichert zugleich Fachkräfte für unser Land.
Wir dürfen die jungen Menschen nicht vergessen,
die Pflege übernehmen.

Die sogenannten Young Carers verdienen
Unterstützung, Sichtbarkeit und Begleitung.

Auch sie brauchen eine Stimme in unserer Gesellschaft.
Und ja, wir setzen uns für finanzielle Anerkennung ein.
Aber ein Landespflegegeld allein ist kein Allheilmittel.
Es muss eingebettet sein in ein tragfähiges
Gesamtkonzept, das Menschen entlastet, Strukturen
stärkt und nachhaltig wirkt.
Kein Schnellschuss.
Kein Scheck auf Zuruf.
Wer Pflegepolitik ernst meint, braucht Herz und kluge
Konzepte.
Nicht Schlagzeilen und Empörung.


Pflege gelingt nicht mit Parolen.
Sondern mit spürbaren, durchdachten Lösungen.
Pflege gelingt, wenn Bund, Land und Kommunen an
einem Strang ziehen.
Wenn Bürokratie abgebaut wird.
Wenn Infrastruktur ausgebaut wird.
Wenn Familien gestärkt werden.
Meine Damen und Herren,
Pflege darf nicht zur Überforderung werden.
Pflege muss wieder menschlich und machbar sein.
Dafür kämpfen wir – mit Herz und mit Engagement.

Für die Menschen, die pflegen.
Für die Menschen, die gepflegt werden.
Für ein Niedersachsen, das Verantwortung übernimmt.
Denn Pflegepolitik ist kein Ort für Nebelkerzen.
Pflege ist eine Lebensaufgabe – für uns alle. Ein
besseres Niedersachsen ist machbar, dafür setzen wir
uns ein!